Alt's - erhalt's!

Ein 97 jähriger Verwanter, etwas schwerhörig aber im Kopf voll fit, fragte uns; ob wir nicht noch Dies und Das benötigen könnten aus seinem Bauernhaus?

Den bald soll das Haus verkauft werden.

Bei diesem hudel Wetter kann man ja nichts gescheites Arbeiten.

Also machen wir uns auf den Weg. Erst beim Altenheim vorbei und bald darauf stehen wir auf der Heubühne des verlassenen Bauernhauses.

Ein Haufen Gerümpel wurde da auf der Bühne aufbewahrt.

Lauter ausgedienter Dinge, mit denen der alte Mann früher sein Leben bestritt.

Plötzlich fühle ich mich zurück versetzt, in eine Zeit, als dieser gerunzelte Mensch,  ein geschikter Handwerker, aus Holz gekont Melchtern, Zuber und Gebsen herstellte.

Schon vergesse ich föllig die Zeit und Durchstöbere die Heubühne bis in den hintersten Winckel.

Jetzt wo ich richtig hinschaue, erkenne ich so manch handwerkliches Kunstwerk.

Ein Holztrog mit Wurmlöcher, an einer Ecke hat eine Katze ihre Krallen gewetzt, aber alles immer noch stabil und winklig.

Wohl noch in einer Zeit geschreinert als keine Bandsäge und Hobelmaschiene an eine Steckdose angeschlossen werden konnte.

Darin, unter beissenden Milidärwolldecken, ein altes Stück Stoff, vermutlich aus Flachs.

Bestimmt vom Säen bis zum Weben alles Handarbeit.

Holzrechen, Gabeln, Sensen, Garbenseile, Zügstuhl, Widlichorb, Waschhafen, Metzgschragen...

Alles hatte einmal seinen Nutzen und seine Geschichte.

 

Nicht nur einen Kofferraum voller Gegenstände, die ich bestimmt nie verwenden, aber um so mehr bewundern kann, auch ganz viele Eindrücke habe ich mit nach Hause genommen.

Ein tiefe Bewunderung für eine vergangene Zeit und für die Menschen die in ihr gelebt hatten. 

Wehmütig und etwas Melancholisch kehre ich zurück in unsere Plastikwelt.

Der "Chauberchübu" auf der Treppe erinnert mich jedesmal beim vorüber gehen daran, dass ich die Gegenwart manchmal etwas gelassener nehmen sollt: den Morgen wird Heute schon Gestern sein.

Am guten Alten sich freuen und..

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0