Es gibt Osterhasen, Osterhühner, Osterküken, Osterschafe, Osterlämmer, aber Osterschweinchen gibt es wohl nicht.
Wobei, der Osterhase gibt es ja eigentlich auch nicht. Das hat mir jedenfalls meine Mutter erläutert, damals als ich und meine Spielkameradin aus der Nachbarschaft Differenzen hatten. Sie wahr überzeugt der Osterhase komme daher gehoppelt, setze sich auf ihr Osternest und lege diese farbigen Eier wie ein Huhn in ihr Nestchen. Während mein Osterhase versteckt im Wald, zusammen mit der ganzen Hasenfamilie, ein Ei ums Andre mit dem Pinsel bemalte. In der Osternacht kam er dann mit dem Huttli am Rücken daher und legt uns die Eier ins gebastelte und geschmückte Nest. Einige Fantasiegeschichten haben wir Kinder uns beim Osternest suchen und beim betrachten der bunten Eier ausgedacht.
Und nun musste ich mich damit abfinden, dass es kein Osterhasenkind gibt, dass die etwas verkleckerten Eier bemalt hat. Kein Hase beim Eier austragen gestolpert ist und daher ein Ei in meinem Nest einen Riss in der Schale hatte. Ales nur Lug und Trug!
Als "Eingeweihte" durfte ich nun aber am Samstagabend vor Ostern auf bleiben, während meine jüngeren Geschwister ahnungslos ins Bett mussten.
Ich fühlte mich um einige Zentimeter gewachsen und wohl etwas Stolz, nun zu den Grossen zu gehören.
Und da wurde ich nun endgültig ins Geheimnis der bunten Ostereier eingeführt.
Nichts da mit Pinsel und Farbtöpfen.
Erst mal Blümchen und Kräuter sammeln , dann das Grünzeug vorsichtig auf dem Ei platzieren und mit einem alten Nylonstrumpf umbinden. Anschliessend das ganze in einem Sud aus Zwiebelschalen kochen. Spannend wie die Eier schlussendlich aussehen, wenn man die Strumpfumhüllung weg schneidet.
So richtig zum Glänzen kamen die Ostereier aber erst, nachdem man sie mit einer Speckschwarte eingerieben hatte.
Für mich ist Eierfärben Ehrensache.
Es würde mir nie in den Sinn kommen, im Laden farbige Eier zu kaufen. Ab Weihnachten werden die Zwiebelschalen gesammelt. Das sind mir die liebsten Ostereier. Nicht nur wegen der Farbe, sondern weil die Eier einen leichten Zwiebelgeschmack annehmen und wunderbar munden.
Auch die Speckschwarte zum Ostereier glänzen, gehört heute noch dazu.
Und so steckt nebst dem Hasen aus Schokolade doch noch ein wenig Schwein im Osternest.